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Konzept
Der Computer hat das alltägliche Leben der meisten Menschen in den Industrieländern nachhaltig verändert und sich auf alle Lebensbereiche ausgedehnt. Ob Formulare, Bankauszüge, Rechnungen, Informationen auf Bahnhöfen und Flughäfen, ob Nachrichtenübertragung, Medizin, Wissenschaft oder Architektur und nicht zuletzt in Fahrzeugen, Navigationssystemen und Haushaltsgeräten: der Computer hat überall Einzug gehalten. Die wahrscheinlich größte soziokulturelle Umwälzung überhaupt wurde innerhalb einer vergleichsweise kurzen Entwicklungsgeschichte von 65 Jahren realisiert. Erstaunlich bleibt, in welch atemberaubendem Tempo sich die Computertechnologie entwickelt, ausbreitet und unser Leben verändert.
Ein herausragender Pionier dieser Entwicklung ist Konrad Zuse, ein genialer Wissenschaftler, Industriepionier und Künstler. Er erfand und konstruierte die erste funktionsfähige, programmgesteuerte Rechenmaschine Z1 im Jahre 1938 im Alter von 28 Jahren, damals ohne universitäre oder industrielle Unterstützung. 1940/41 folgten die ersten elektromechanische Computer Z2, Z3 und 1945 der erste exemplarische Vorläufer der heutigen Programmiersprachen, der Plankalkül. Konrad Zuse machte als erster die Rechenanlagen industriell einsatzfähig, 1956 erhielt er das erste Patent für einen Parallelcomputer, die erste Form unserer heutigen Super-Computer. Auf Konrad Zuse werden insgesamt viele fundamentale Entwicklungen der Computertechnik zurückgeführt. Seine Erfindungen reichen aber auch weit in die praktische Anwendung hinein, von der Entwicklung eines automatischen Zeichentisches 1959 bis hin zur Realisierung eines mechanischen Turmes, der automatisch höhenverstellbar ist. Dies war übrigens sein letztes technisches Werk. Konrad Zuse kann aber auch gleichzeitig als Visionär der Mikrosystemtechnik gelten. Er befaßte sich schon in den 50er Jahren theoretisch mit der Miniaturisierung und Selbstreproduktion von Industrieanlagen.
Die geballte Kreativität dieses genialen Kopfes ließ sich nicht auf die Erfindung des Rechners einengen. Konrad Zuse war, was viele nicht wissen, ein begnadeter Maler, ein Expressionist mit futuristischem Engagement. Eines seiner letzten Werke war das Portrait von Bill Gates, das diesem auf der CeBIT 1995 von Konrad Zuse persönlich in Begleitung von Professor Dietrich Grönemeyer und Bernhard Tillmann, seinem Freund, persönlichen Referenten und Manager des letzten Jahrzehnts, überreicht wurde.
Zu Ehren dieses Mannes, der Deutschland und Berlin zur Geburtsstätte des Computers machte, soll ein Museum an der Stelle errichtet werden, an denen die ersten Computer der Welt - die Z1, Z2 und Z3 - entstanden: in Berlin Kreuzberg, in der Methfesselstrasse 10 und 12. Hier soll eine medienträchtige Touristenattraktion von Weltrang erschaffen werden. Neben der Geschichte von Konrad Zuse mit den Exponaten seines Schaffens wird das Museum auch die Geschichte des Computers dokumentieren. Von den allerersten Anfängen in der Antike zu den deutschen Entwicklungen von Leibniz bis Zuse, den amerikanischen Computerpionieren Aiken und Stibitz bis hin zur Gegenwart wird die Computergeschichte dokumentiert und fortlaufend weitergeschrieben. Ein weiterer Bereich des Museums wird sich mit der Industriegeschichte von Hard- und Software befassen.
Das Museum soll zur Kultstätte der gesamten Computergemeinde werden, ein Treffpunkt von Enthusiasten und Experten, von jung und alt, aber gleichzeitig als Denkfabrik fungieren. Vorbehaltslos und leidenschaftlich soll hier genauso über Chancen und Risiken der computerveränderten Gesellschaften nachgedacht werden. Zudem sollen Projekte in Gang gesetzt und unterstützt werden. Hierzu wird das Museum mehrsprachige Veranstaltungen, Sonder- und Wanderausstellungen aus allen Lebensbereichen, in die der Computer eingedrungen ist, entwickeln und anbieten. Neben mehrsprachigen Führungen durch die verschieden Abteilungen des Museums wird auch ein Museumsshop Computer-Accessoires und Produkte aus dem Leben von Konrad Zuse inklusive Reproduktionen seiner Bilder anbieten.
Dortmund, den 6. Dezember 2000